In diesem Blog findest du Geschichten aus und vom Leben. Aus einer sichtbaren und unsichtbaren Welt. Ich möchte dich teilhaben lassen an meinen Erkenntnissen, Denkanstößen, Inspirationen, Erfahrungen, Ideen und neuen Plänen.
Dieser Blog ist vor allem für Absolventinnen und Absolventen meiner Seminare und Lehrgänge eingerichtet, denn mit Ihnen verbindet mich eine tiefe Herzensbeziehung und ein Stück gemeinsamen Weges.
Natürlich sind alle Besucherinnen und Besucher herzlich willkommen.
In diesem Sinne freue ich mich und wünsche allen tiefe Einsichten.
Herzlichst
August
Archiveinträge
30.09.2015
Da sein versus abwesend sein
DA sein, im Hier und Jetzt leben, angekommen sein im Leben sind ganz wichtige Elemente von Spiritualität. Denn wenn ich als Mensch DA bin, dann kann Gott durch mich Da sein und sich durch mein Leben ausdrücken.
Schon im Alten Testament werden wir auf die Wichtigkeit des DASEINS hingewiesen und zwar in der Moses-Geschichte. Moses fragt Gott, der ihm in der Wüste als brennender Dornbusch erscheint, wie er ihn nennen soll. Die Antwort war, ich bin der ich bin da!
Um DA zu sein, muss ich angekommen sein. Angekommen auf der Welt, angekommen in meiner Familie, meinem Land, in der Gesellschaft und zuletzt das Wichtigste, angekommen bei mir selber. Ein Beispiel dazu: Einmal habe ich die Teilnehmer/innen einer Seminargruppe wieder zurück zum Ortsschild des Seminarortes geschickt. Erst als sie langsam und zu Fuß ankamen, hatten sie das Gefühl, wirklich angekommen zu sein.
Zum Da sein stellen sich einige wichtige Fragen: Was lenkt mich ab? Wovon lasse ich mich ablenken? (Da gibt es eine Unzahl an Möglichkeiten). Suche ich vielleicht sogar Ablenkung? Die Konsequenz daraus ist, dass ich dann nicht da bin, nicht bei mir und nicht im Hier und Jetzt. Dazu gibt es einen wunderbaren Hinweis in einem Sketch von Karl Valentin: „Heute Abend werde ich mich besuchen! Ich hoffe, ich bin zuhause!“ Oft ist es so, dass wir eben nicht bei uns sind, sondern außer uns, wir sind nicht zuhause, dh. wir sind nicht da, wenn jemand vorbeikommt und anklopft.
Dazu stellt sich auch die Frage: Was füllt mich aus? DA bin ich, wenn ich mich selber ausfülle. Es kann aber sein, dass uns die Arbeit, der Besitz, soziales Engagement, familiäre Probleme, usw. ausfüllen. Ein Beispiel: Ein Unternehmer ist voll ausgefüllt von seinem Unternehmen und der damit verbundenen Tätigkeit. Fällt das weg – was durch einen Verkauf drohte – dann ist in ihm eine große Leere. Weil er sich vor der Leere ängstigt, kann er sein Unternehmen nicht veräußern.
DA sein bedeutet letztendlich, die Welt und das Leben so zu akzeptieren, wie es ist.
Ein schönes Beispiel dafür erzählte mir ein Studienfreund.
Er erlitt einen schweren Motorradunfall und rief aus dem Krankenhaus seine Mutter an. Die stimmte sofort eine Schimpfkanonade über seine Unvorsichtigkeit an. Damit versuchte sie ihre Angst und Hilflosigkeit zu bewältigen.
Mein Freund wollte sich das nicht anhören und legte auf. In seiner Verzweiflung rief er seinen Vater an. Der ließ alles liegen und stehen und fuhr sofort die zweihundert Kilometer zu seinem Sohn. Obwohl das Verhältnis der beiden nicht das Beste war, hatte mein Freund das Gefühl, dass sein Vater für ihn da war.
Eine Form des nicht Da seins erlebte ich in meiner Arbeit mit einer Gruppe von 18jährigen Bauernburschen zum Thema „Mann sein“. Als es um die Vaterbeziehung ging, war große Betroffenheit im Raum. Diese jungen Männer erkannten, dass, obwohl sie zum Teil den ganzen Tag mit ihren Vätern am Hof arbeiten, diese nichts von und über ihre Söhne wissen. Man nennt dies die abwesenden Väter.
Herzlichst
August
23.09.2015
Erfahrungen - Erlebnisse
Vor nicht allzu langer Zeit stellte ich die Überlegung an, was die Menschen heute brauchen. Anlass dafür war, dass ich in einem inneren Bild viele von ihnen stumpf durch das Leben gehen sah, ohne Esprit und ohne Begeisterung.
Was fehlt, ist wahre Lebensfreude statt nur Erlebnissen. Es mangelt an tatsächlichen Erfahrungen. Was die Seele wirklich nährt sind Erfahrungen, weil sie immer mit einer Bereicherung, gelegentlich sogar mit Veränderungen einhergehen.
Erfahrungen sind oft auch schmerzvoll, haben aber immer eine gewaltige Auswirkung auf das Innenleben des Menschen. Ist der Abbau von Ängsten damit verbunden, so erhöht dies die Lebensfreude und die Lebensqualität. Sehr intensive Erfahrungen können in der Meditation und in Aufstellungen gemacht werden.
Im Vergleich dazu sind Erlebnisse oberflächlich und sie nähren die Seele kaum, dh. ich bin rasch wieder hungrig nach neuen Erlebnissen. Gleichzeitig führen Erlebnisse zu einer Verkürzung der Zeit. Die Zeit wird knapp und ich will immer mehr hineinpacken z. B. kaufen.
Erfahrungen hingegen sorgen für eine Dehnung der Zeit, sie geben das Gefühl mehr Zeit zu haben, weil sie sinnvoll genutzt wird, z. B. Konsumieren des Gekauften.
Derzeit ist es so, dass es bei vielen Menschen ein großes Bedürfnis nach Erlebnissen gibt, die kaum mit wirklichen Erfahrungen verbunden sind.
Möchte ich mein Leben intensivieren und bereichern ist es günstig darauf zu achten, welche Erfahrungen ich in meinem alltäglichen Leben mache – welche Erkenntnisse damit verbunden sind und ob vielleicht eine Steigerung meiner Lebensfreude fühlbar wird.
Herzlichst
August
16.09.2015
Herr ich bin dein Eigentum
Zum Abschluss des Lehrganges in geistlicher Begleitung im Europakloster Gut Aich erhielten wir eine Aufgabe. Pater Dr. Johannes Pausch, der Leiter, bat uns den Lehrgang in einem Satz, in einem Spruch oder in einem Bild zusammenzufassen.
Ganz spontan tauchte bei mir ein sakrales Lied auf und zwar folgendes:
Herr ich bin dein Eigentum,
dein ist ja mein Leben,
mir zum Heil und dir zum Ruhm
hast du mir´s gegeben ...
Erst Jahre später fiel mir dieses Bekenntnis wieder ein und ich fragte Gott, da ich ja sein Eigentum bin, wie er mit seinem Eigentum umgeht. Er antwortete sofort und spontan: So, wie du mit deinem Eigentum umgehst, so gehe ich mit dir um!
Nachdem ich ein praktisch veranlagter Mensch bin, kam ich auf die Idee dies am Umgang mit meinem Auto zu überprüfen. Ich inspizierte mein Auto. Da stellte ich fest, dass ich es pflege und in Ehren halte. Nur die Stoßstangen vorne und hinten hatten Dellen. Mir wurde klar, dass ich anstößig lebe. Das heißt für mich, immer wieder gehe ich mit mir und anderen Menschen so um, dass Dellen bleiben.
Die Erkenntnis daraus lautete für mich, dass ich liebevoller mit mir und meinem Eigentum umgehen soll. Da dieses Verhalten mit meinem Besitztum mir auch zeigt, wie ich mit mir und meinen Mitmenschen umgehe.
Schon der Hl. Benedikt sagte: „Du sollst mit deiner Habe so sorgsam umgehen, wie mit heiligem Altargerät.“ Diese Sorgsamkeit im Umgang mit mir und den Menschen zu pflegen ist seither einer meiner Lebensgrundsätze. Die Stoßstangen meines Autos haben seitdem keine Dellen mehr. Auch in vielen anderen Bereichen meines Lebens zeigte es eine positive Wirkung.
Herzlichst
August
09.09.2015
Hunger
Immer wieder einmal setze ich mich sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext mit gesunder Ernährung auseinander. Damit kommt unweigerlich auch das Thema Hunger in den Fokus. Dazu erklärte mir vor einiger Zeit ein Freund, welcher Ernährungsberater ist, die vier Formen von Hunger, die für ihn im Laufe seiner Tätigkeit erkennbar wurden.
Die erste Form des Hungers:
Hunger tritt ein, wenn der Magen völlig leer ist. Der Körper erkennt die Gefahr des Verhungerns und fährt ein Energiesystem nach dem anderen zurück (es wird einem kalt, man wird müde). Gleichzeitig zieht er alle verwertbare Energie aus dem Darm, auch Gifte und lagert sie in Fettdepots ab, um möglichst lange zu überleben. Man sollte daher darauf achten, dass der Magen nie leer ist.
Die zweite Form des Hungers:
Dem Körper fehlen Vitalstoffe z. B. Jod. Nun signalisiert der Körper Hunger, weil er den Vitalstoff braucht. Dies ist die Ausdrucksweise des Körpers, nach dem er nicht sagen kann „Gib mir Selen.“ reagiert er mit Hunger. Für achtsame Menschen, kann der Gusto ein Hinweis auf das Fehlende sein. Esse ich nun etwas und dies enthält, um beim Beispiel zu bleiben, kein Selen, sagt der Körper sofort wieder – Hunger! Obwohl er eigentlich satt sein müsste, macht dies der Körper so lange, bis er das Benötigte bekommt. (z. B. Gemüse, bzw. Rohkost, die viele Vitalstoffe enthalten).
Die dritte Form des Hungers:
Diese ist eigentlich Durst. Wenn ich zu wenig trinke, dann meldet sich der Körper mit einem Durstgefühl. Wird dies ignoriert, kann sein, dass sich ein Hunger meldet. Es kann also hilfreich sein, bei einem Hungergefühl zuerst einmal zu trinken.
Die vierte Form des Hungers:
Dies ist das hungrige Herz. Allgemein bekannt ist das sogenannte Frustessen. Man isst um sich selbst zu belohnen und sich etwas Gutes zu tun. Essen wird auch eingesetzt um Gefühle von Einsamkeit zu mildern oder auch aus purer Langeweile.
Wenn es einen Menschen an Liebe, Selbstliebe, Zuwendung oder Anerkennung mangelt, kann dies unter anderem durch Essen kompensiert werden.
Herzlichst
August
02.09.2015
Liebe zu den Kindern
Ich bin auf einem Bauernhof im Mühlviertel aufgewachsen. Durch den frühen Tod meines Vaters, ich war damals 3 ½ Jahre, musste ich zeitig in die Rolle des Mannes auf dem Hof hineinwachsen. Diese Erwartung an mich wurde geringer, als mein Stiefvater ca. 10 Jahre später diese Funktion übernahm.
In dieser Zeit entwickelte ich eine Menge an handwerklichen Fähigkeiten, weil es immer etwas zu reparieren gab und Instandhaltungsarbeiten notwendig waren. Vieles musste ausgebessert oder erneuert werden, egal ob dies Haus, Hof, Garten, Geräte oder Stall betraf. Zu dieser Zeit war es ganz selbstverständlich soweit als möglich alles selber zu machen, um Kosten zu sparen, da das Geld knapp war.
Ich habe also ein sehr gutes Grundgerüst an handwerklichen Kenntnissen. Nur ganz wenig vom dem was ich gelernt hatte, gab ich an meine Söhne weiter. Eines Tages stellte ich zu meinem Erstaunen fest, dass sie fast alles können, was auch ich kann, obwohl ich es ihnen nie beigebracht oder vorgezeigt hatte.
Dies war eine spannende Wahrnehmung und in der Meditation wollte ich diesem Phänomen auf die Spur kommen:
Ich sah, wenn das Herz des Vaters und gleichzeitig die Herzen der Söhne offen sind, können diese über alles verfügen, was der Vater kann und weiter auch noch darüber was die männlichen Vorfahren konnten.
Ein offenes Herz ist aber nur möglich, wenn Verletzungen angesprochen und aufgearbeitet werden können, bzw. keine Konkurrenzsituation besteht. Zumindest muss es immer wieder Zeiten geben, wo die Liebe zwischen Vater und Sohn fließen kann.
Ein offenes Herz ist etwas sehr wertvolles und wie in diesem Fall bewirkt es auch Nützliches für das Leben.
Herzlichst
August