In diesem Blog findest du Geschichten aus und vom Leben. Aus einer sichtbaren und unsichtbaren Welt. Ich möchte dich teilhaben lassen an meinen Erkenntnissen, Denkanstößen, Inspirationen, Erfahrungen, Ideen und neuen Plänen.
Dieser Blog ist vor allem für Absolventinnen und Absolventen meiner Seminare und Lehrgänge eingerichtet, denn mit Ihnen verbindet mich eine tiefe Herzensbeziehung und ein Stück gemeinsamen Weges.
Natürlich sind alle Besucherinnen und Besucher herzlich willkommen.
In diesem Sinne freue ich mich und wünsche allen tiefe Einsichten.
Herzlichst
August
Archiveinträge
29.04.2015
Gott erschließt sich
Während eines Urlaubes höre ich im Radio eine Sendung über ein Kloster in der Nähe von Turin. Dort leben Männer und Frauen, Katholiken, Protestanten und orthodoxe Christen zusammen. Um solidarisch das Leben einfacher Menschen zu leben, arbeitet ein Teil von ihnen an den Fließbändern der großen Automobilfabriken Turins.
Enzo Bianchi, der Leiter des Klosters wird interviewt. Unter anderem erzählt er, dass bereits der Hl. Basilius geäußert hat, dass die Bibel nicht das Wort Gottes ist. E. Bianchi beschreibt dann die „lectio divina“ – die göttliche Schriftlesung. Diese besagt, nicht die Bibel ist das Wort Gottes, vielmehr durch das Lesen der Bibel erschließt sich dem Leser, der Leserin das Wort Gottes.
Ich hatte schon etliche Bücher zu diesem Thema gelesen und meist gibt es sehr theologische und hochgeistige Erklärungen zum Inhalt der Bibel und den Zugang zu den Geschichten des alten und neuen Testaments. Umso beglückter war ich über die Schlichtheit und Klarheit dieser Aussage, die mit meiner Erfahrung und meinem Erleben übereinstimmt. Lesen mehrere Menschen eine Schriftstelle, so kommen dabei jedem andere Gedanken und Eingebungen. Dies ist das Wort Gottes – es erschließt sich mir in meiner ganz persönlichen Sprache und in dem Lebenskontext, in dem ich mich zur Zeit befinde. Es bedarf jedoch meiner Offenheit für das Wort Gottes, Gott drängt sich nicht auf.
Wenn ich also Gott suchen möchte, gelingt mir dies am leichtesten, wenn ich mein Leben und seine Zusammenhänge reflektiere. Gott drückt sich am direktesten im Leben aus, er kommt zu mir in der Verkleidung meines Lebens. In dem Ausmaß, wie ich ihm zur Verfügung stehe, steht er auch mir zur Verfügung. Leben ist also, wie schon an anderer Stelle erwähnt, das Wirken der Kraft, die wir Gott nennen.
Herzlichst
August
22.04.2015
Gott
Was ist Gott? Wie wirkt Gott? Welche Rolle spielt er in meinem Leben? Wie ist meine Verbindung zu Gott? Was bedeutet es Gott zu lieben?
Vor einigen Jahrzehnten wollte es der Zufall, dass ich im Gebetbuch die Stelle aufschlug, in der Jesus gefragt wurde, was das höchste Gebot sei. Seine Antwort: Liebe Gott und liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Mit Selbstliebe und Nächstenliebe hatte ich mich schon auseinander gesetzt, Gottesliebe hatte ich bis dahin völlig übersehen. Mein Forschergeist war wieder einmal geweckt und ich begann mich auf die Reise zu Gott einzulassen. Damit war verbunden mich neuerlich mit mir selbst, mit meinen Mitmenschen, mit dem Leben, mit dem Wirken der Seele zu beschäftigen und diesmal führte kein Weg an Gott vorbei.
Also begann ich mir meine Gottesbilder und die von anderen Menschen näher zu betrachten. Dies brachte ganz spannende und faszinierende Erkenntnisse.
So gibt es Menschen, welche eine Handelsbeziehung mit Gott haben. Ich mache etwas Bestimmtes, dafür bekomme ich von Gott, was ich mir vorstelle. Z. B. Die Tochter einer Klientin hatte bei der Geburt einen Herzfehler, sie gelobte, jeden Sonntag die hl. Messe zu besuchen, wenn ihr Kind gesund werden sollte.
Andere haben eine Eltern-Kind-Beziehung zu Gott: Wie kann Gott nur so grausam sein und beispielsweise Kinder an Krebs sterben lassen. Diese Menschen würden Gott gerne Hinweise geben, wie er sich verhalten soll, was gut oder schlecht ist.
Es gibt auch eine Kind-Eltern-Beziehung: Ich bin das Kind und spreche mit Gott wie mit einem Vater oder einer Mutter, dabei wird Gott als übermächtig erlebt. In seiner Macht liegt es alle meine Wünsche zu erfüllen oder eben auch nicht.
Ein Freund lebte nach dem Kindergebet: „Mein Herz ist klein, darf niemand hinein, als du mein liebes Jesulein.“ Dies führte dazu, dass er zeitlebens niemand in sein Herz ließ, außer Jesus, seinen besten Freund.
Eine Nonne erzählte mir, dass sie in der Meditation das Gottesbild eines alles verschlingenden Monsters hatte.
Ein Bild welches vor allem katholisch erzogene Menschen kennen, ist das des strafenden Gottes, der jedes Vergehen ahndet, traurig ist, oder sogar Schlimmes in unser Leben schickt bis hin zu Naturkatastrophen.
Meine Mutter zog Gott als Disziplinierungsmittel heran, wenn sie mit meinem Verhalten nicht zurecht kam z. B. sagte sie: da wird Gott aber keine Freude mit dir haben, oder da wird Gott sehr zornig auf dich sein.
Es gibt häufig auch ein projiziertes Bild von Gott – ein alter Mann mit Bart, welcher hoffentlich gütig und nachsichtig mit uns ist.
Aber nicht nur eigene, meist aus der Kindheit stammende Gottesbilder wirken. Ich selber machte die Erfahrung, dass auch die Bilder anderer Personen aus meiner Ursprungsfamilie eine Wirkung auf mich hatten. So hatte die Marienverehrung meiner Mutter unbewusst Einfluss auf mich.
Es gibt ein ganz tolles Lied von der 1970 verstorbenen Janis Joplin, welches mich in seiner Direktheit sehr anspricht: „Oh lord won`t you buy me a Mercedes Benz (Color TV), sie beschäftigt sich darin mit einem sehr vereinfachten Gottesbild. Gott der Allmächtige müsste doch in der Lage sein, all unsere Wünsche und Sehnsüchte, auch die ganz alltäglichen zu erfüllen.
Die Liste der Gottesbilder ließe sich wahrscheinlich noch lange fortsetzen. All diese Bilder verhindern, dass wir Gott sehen – es sind nur Projektionen und sie haben mit Gott nichts oder nur wenig zu tun. Vielmehr noch, all diese Bilder stehen zwischen mir und Gott.
Aufgrund dieser Erkenntnisse war ich herausgefordert, alle diese Bilder loszulassen. Was aber ist dann Gott wirklich? Nachdem ich alle Bilder verabschiedet hatte, war da eine große, ja sogar beängstigende Leere.
Dieses Freiwerden von allen Vorstellungen ermöglichte die Erfahrung, dass Gott mir in ALLEM begegnet, in jedem Menschen, jedem Tier, jeder Pflanze in jedem Ding und ganz besonders in mir. Die Schlussfolgerung daraus war, je mehr ich bei mir bin, umso mehr bin ich bei Gott.
Damit begann für mich meine wahre Gottesbeziehung, die mein jetziges Leben, mein Tun, mein Fühlen, mein Denken von Grund auf prägt.
Herzlichst
August
15.04.2015
Herzensbeziehungen, die Halt geben
Ein Mann, Vater einer erwachsenen Tochter, kam zum Coaching, weil er völlig überraschend erfahren hatte, dass sie schwer drogenabhängig ist.
Er wollte verstehen, wie es dazu gekommen war. Auf der Suche nach dem Grund zeigte sich folgendes Bild: Die Tochter hatte in ihrer Kindheit eine stabile Herzensbeziehung zu ihrem Vater, die ihr ausreichend emotionalen Halt in ihrem Leben gab. Dann kam es zur Scheidung, in dieser Lebensphase verschloss der Vater vorübergehend sein Herz, auch seiner Tochter gegenüber, weil er gefühlsmäßig überfordert war. Da seine Tochter sonst keine tragfähige emotionale Beziehung hatte, irrte sie wie ein blindes Huhn herum und kannte sich nicht mehr aus in ihrem Leben. Natürlich wusste sie auch nicht, was der Grund für ihre Orientierungslosigkeit war. Sie war haltlos, weil sie den Halt im Herzen ihres Vaters verloren hatte.
Sie landete bei Suchtmittel und schlitterte so in die Drogenszene hinein. Dort fand sie den Halt, den sie so dringend benötigte. Das Paradox, sie fand Halt bei anderen haltlosen Menschen. Es war dies zwar eine lebensfeindliche, ja sogar eine lebensbedrohliche Form, aber sie fühlte sich verstanden und angenommen. Sie kam auch nicht mehr von dieser Szene los, weil sie sonst niemand hatte, der ihr Halt geben konnte oder wollte. Es galt nun daran zu arbeiten, wieder eine vertrauensvolle, aufrichtige Vater-Tochter-Beziehung aufzubauen. Eine ungeheuer schmerzvolle Herausforderung für die Beteiligten.
Meine Erkenntnis aus diesen und ähnlichen Fällen:
Jeder Mensch braucht für sein seelisches Wohlbefinden mindestens eine stabile Herzensbeziehung, die verlässlich hält. Gibt es diese Beziehung nicht, so ist man entweder suizidgefährdet, neigt zu Aufenthalten in der Psychiatrie, zu selbstschädigenden Verhaltensweisen oder zeigt Suchtverhalten, bis hin zur Abwanderung in die Drogenszene.
Es gibt nur eine einzige Ausnahme die Halt gibt und dies ist eine stabile Gottesbeziehung.
Herzlichst
August
08.04.2015
Die Wirksamkeit von Bildern
Die inneren Bilder, die wir in uns tragen, haben eine prägende Wirkung auf unsere Entscheidungen und unser Leben!
Bildung kommt von Bild. Je nachdem, welcher gesellschaftlichen Schicht ich angehöre, welchem Milieu ich entstamme, werden mir die dementsprechenden Bilder ab der frühesten Kindheit vermittelt, die für mich Orientierung und Richtlinie sind. Mein sozialer Hintergrund, ob ich beispielsweise aus einer Arbeiter-, Bauern-, Unternehmer- oder Beamtenfamilie stamme, mit katholischem Hintergrund oder konfessionslos (diese Liste ließe sich fortsetzen) beeinflusst die Bilder, die mein Handeln, Denken und Tun leiten. Diese Bilder wirken und prägen mein Leben, solange ich sie nicht bewusst abändere.
Nun kann es sein, dass sich jemand ganz explizit von diesen Bildern abwendet, weil er sie aufgrund seiner unangenehmen Erfahrungen ablehnt oder weil sie ihn für sein derzeitiges Leben nicht mehr angemessen erscheinen. Passiert dieser Prozess ohne permanente und achtsame Reflexion, kann es sein, dass die alten Bilder ihre Wirkungsweise beibehalten, ohne dass dies bewusst wahrgenommen wird. Beispiel: Jemand vertritt aufgrund seiner Lebensgeschichte mit großer Vehemenz die Theorie, dass es Gott nicht gibt, so ist dies ein Hinweis, dass die alten Bilder noch wirken. Es braucht keine Argumente gegen etwas, das es nicht gibt!
Bei Veränderungen, diese passieren regelmäßig mit und ohne unserem Zutun, gilt es die alten Bilder durch neue zu ersetzen. Dazu müssen diese alten Bilder, die stark verinnerlicht und meist unreflektiert sind, erst gefunden werden. Dazu kommt, dass die neuen Bilder attraktiver sein sollten, da sonst keine Notwendigkeit erkannt wird, die alten auszutauschen.
Viele Bilder in den Menschen und in der Bevölkerung entsprechen nicht mehr der Realität. Damit wird von falschen Voraussetzungen ausgegangen und es werden daher Entscheidungen falsch getroffen. Beispiel: Vor Feiertagen kann man beobachten, dass Hamsterkäufe getätigt werden, um nach den Feiertagen die Lebensmittel, die nicht benötigt worden waren, aber durchaus noch in Ordnung wären, tonnenweise wegzuwerfen. (Hamstern entsprach der Situation der Menschen während Not- und Kriegszeiten). Ebenso gibt es eine Diskrepanz bei Brot, das zwar allgemein als wichtig und unverzichtbar gesehen wird, dennoch ist es in der Rangordnung der Lebensmittel in der heutigen Zeit ganz weit unten und wird dadurch ganz bedenkenlos entsorgt.
Für mich heißt das, alle Bilder immer wieder an der Realität zu überprüfen, sie wenn notwendig zu korrigieren, in dem Bewusstsein, dass auch diese neuen Bilder nur einen gewissen Zeitraum lang Gültigkeit haben.
Herzlichst
August
01.04.2015
Liebe und Ordnung
Gelegentlich habe ich in meiner Arbeit auch mit jungen Eltern zu tun. Dabei mache ich die Erfahrung, dass sie teilweise in der Kindererziehung sehr verunsichert sind. Gemeinsam ist ihnen allen, dass sie das Beste für ihre Kinder wollen. Sie bemühen sich sehr um eine gelingende Erziehung, entsprechende Förderung, um Wertevermittlung, Talentförderung, usw.
Bei den Ansichten über gute Erziehung ist die Spannbreite sehr groß, beginnend bei autoritär bis keine Grenzen setzen, um die freie Entfaltung der Kinder nicht zu behindern. Bekanntermaßen sind Extreme nicht wirklich sinnvoll und auch wenn das Bemühen sehr groß ist, fällt es oft schwer, die richtige Form zu finden und Irritationen bei Eltern und Kindern sind vorprogrammiert.
Meiner Erkenntnis nach, braucht es eine gesunde Basis, aufgrund derer sich ein Kind gut entwickeln kann. Dabei spielen zwei Faktoren eine ganz wesentliche Rolle und dies sind Liebe und Ordnung.
Sind Liebe und Ordnung als Grundvoraussetzung gegeben, kann sich ein Kind vertrauensvoll an den Vorgaben der Eltern orientieren.
Um dieses Prinzip von Liebe und Ordnung zu verdeutlichen, nehme ich gerne ein Glas gefüllt mit Wasser zur Hand. Das Glas steht dabei für die Ordnung, das Wasser im Glas für die Liebe. Hätte ich nur das Glas ohne Wasser, dann würde die Liebe fehlen. Hätte ich nur das Wasser ohne Glas, dann würde es verrinnen. Es braucht also beides: Ordnung und Liebe.
Ordnung ohne Liebe ist kalt. Liebe ohne Ordnung verflüchtigt sich schnell.
Herzlichst
August