Indem ich mein Herz öffne und ihm zeige, dass es offen ist. Ich öffne mein Herz, indem ich mich ehrlich für die Menschen interessiere. Ganz egal, wo ich bin, kann ich mitwirken, dass das Herz sich öffnet und die Liebe zu fließen beginnt. Ich brauche nicht so viel Liebe hineingeben, sondern vielmehr das Herz öffnen und wahres Interesse am anderen Menschen zeigen. 

Es hat eine besondere Kraft, wenn ich um die Liebe bitte, auch um die körperliche Liebe. Denn eine Bitte öffnet das Herz.

Ein Herz kann nur so weit offen sein, so groß die Selbstliebe ist und es daher zulässt. Ohne Liebe, auch Selbstliebe, ist alles nichts. Man kann nur egoistisch sein, wenn das Herz zu ist. 

Manche Menschen können aus Scham das Herz nicht öffnen, manche wieder fürchten, dass andere zu grob für ihr feines Herz sind. Das Herz ist manchmal demoliert, aber empfindsam. Bei sensiblen Menschen kann es passieren, dass das Herz demoliert wird und die Empfindsamkeit dennoch bleibt. Es gibt auch Menschen, die sich das liebevolle Herz eines Kindes bewahren. 

Weiters öffnet der Verlust das Herz und zwar von außen, der Verzicht hingegen öffnet das Herz von innen. In ganz seltenen Fällen öffnet große Angst das Herz.

Was brauche ich, um mein Herz öffnen zu können? Mein Herz ist meist offen, daher musste ich fragen, wie ich es auf Dauer offen halten kann? Es braucht dazu die zwei R: Rückzug und Reinigung. Wenn ich zu viel unter Menschen bin, beginnt es sich zu schließen. Oder wenn es voll ist, geht nichts mehr hinein.

Nur in einem Fall muss ich mein Herz bewusst öffnen, und zwar, wenn ich bewusst mit Gott in Verbindung trete. Durch den Kontakt mit Menschen öffnet sich mein Herz nur so weit, wie es das Gespräch bedarf. Mein Herz stellt sich genau auf das Herz meines Gegenübers ein. Daher profitiere ich selber davon, wenn sich das Herz meines Vis-a-vis mehr öffnet. 

Wenn ich mit Gott spreche, öffne ich mein Herz ganz. Wenn ich also Gott im anderen erkenne, öffnet sich mein Herz ganz. Das Herz aller anderen wird von Gott geöffnet. Effata! 

Was öffnet mein Herz? Dankbarkeit und Demut.

Was verschließt mein Herz? Ärger und meine Lieblosigkeit.

Ein Mann hatte eine starke Herzensbindung zu seiner Tochter. Diese zeigte sich wie ein dickes Band zwischen ihren Herzen.

Durch die Scheidung von seiner Frau und den folgenden Rosenkrieg verschloss sich das Herz des Mannes. Damit war auch die Verbindung der Herzen von Vater und Tochter unterbrochen. Das Ende des Bandes auf der Seite des Vaters hing lose hinunter. Damit verlor die Tochter ihren Halt, den ihr diese Verbindung gab. 

Das fühlt sich so an, als würde man von einem auf den anderen Moment wie ein blindes Huhn durch die Gegend laufen. Man weiß nicht, was in diesem Moment geschieht und ist völlig desorientiert, vor allem auf emotionaler Ebene.

Jeder Mensch braucht mindestens eine derartige Herzensbeziehung, um Halt im Leben zu haben. Geht die letzte derartige Beziehung verloren, so ist man manchmal suizid- oder psychosegefährdet oder sucht Halt unter haltlosen Menschen. Diese Menschen findet man zB in der Drogenszene. 

Im besten Fall wird man selbständig, nachdem man einen Autonomiebeschluss gefasst hat. Dieser Beschluss ist eine Überlebensstrategie, er passiert meist unbewusst und bedeutet: ich mache mich von niemand abhängig, ich schaffe es allein.

Sich selbst zu lieben, ist der Beginn einer lebenslangen Romanze (Oscar Wilde).

Eine tiefe Form der Selbstliebe ist, mir selber das Eheversprechen zu geben: Ich verspreche mir selber, mich zu lieben, zu ehren und zu achten.

Es ist ein tiefes Zeichen meiner Selbstliebe, dass ich es nicht mehr brauche, geliebt zu werden. Das macht mich bei allen Vorhaben frei und leicht. Dieses Gefühl von Freiheit ist einmalig. Es hat auch eine neue freie Qualität, von mir geliebt zu werden. Wenn ich jemandem liebevoll begegne, der zu 80% Selbstliebe kennt, dann hebt sich diese durch meine Liebe bei ihm auf 82%. Mehr Selbstliebe bedeutet auch, dass Gott sich noch mehr meiner bedienen kann. Sie ähnelt dann auch ein Stück mehr der Liebe Gottes. Ich glaube auch, dass mein derzeitiger Zustand ein Geschenk ist und nicht verdient werden kann.

Bei fehlender oder mangelhafter Selbstliebe sind die Eltern von der Liebe ihrer Kinder abhängig, die dieses Manko ausfüllen müssen, was eigentlich ein emotionaler Missbrauch ist. Um die Kinder loslassen zu können, müssen die Eltern an der Selbstliebe arbeiten. Denn irgendwann sind auch die Eltern der Eltern (Großeltern) nicht mehr da, um ihnen die Liebe zu geben. Sie müssen selbst einen Zugang zur eigenen Liebe bekommen. Erst dann können sie sich selbst die Liebe geben, die sie brauchen. Wenn man weiter bedenkt, dass fehlende oder mangelnde Selbstliebe auch die anderen Lieben beschränken kann, ist es mehrfach fatal.